Die Welt brennt

 

Menschen in manchen Regionen dieser Welt gehen durch Feuer. Sie fliehen aus zerbombten Städten. Manchen gelingt nicht einmal die Flucht. Sie bleiben drin, mitten im Feuer. Die Welt brennt, mal hier und mal da. Die Welt wird umzäunt, mal hier und mal da - rund um die Festung Europa herum. Herzen werden umzäunt, damit Flüchtende davor stehen bleiben. Ich bezeuge es.

 

Ich bin Zeuge des Geschehens. Zeitzeuge, Überlieferer. Ich schreibe Texte, für die der grausame Brand den Rahmen zeichnet. Ich habe einen Roman geschrieben, weil Menschen es lieben, unterhalten zu werden. Eine Geschichte mit Überraschungen, Wendepunkten und Spannungsbögen, darin beinahe lebendige Menschen mit alltäglichen Zügen. Alles erfunden, zusammengebastelt aus Phantasien. Doch das Feuer ist echt. Die phantasierte Unterhaltung macht es möglich, das wahre Feuer zu bezeugen.

 

Die Welt brennt. Geschichten zu schreiben, scheint mir ein möglicher Weg zu sein, aus der Hilflosigkeit rauszukommen. Ein Mann flüchtet auf der Straße mit seinem verwundeten Kind in seinen Armen vor der Zerstörung einer Bombenexplosion. Ein Mädchen stirbt, weil ihre Schule unter Bombenhagel brennt. Ich kann nichts für sie tun.

 

Und für mich selbst? Was kann ich tun, außer, mich für mein warmes Glück zu schämen? Eines vielleicht: Ich dokumentiere diesen Gräuel durch die Schicksale einzelner Helden. Alles spielerisch, spannend, mit Pointen und brennendem Herzen.

Ercüment Aytaç

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